China: Expo 2010 in Shanghai

Oktober 2010: Chinesen mögen Deutschland:  Lebensart, Kultur und Städte sind so ganz anders als in China. Doch eine Reise nach Europa können sich die wenigsten leisten. Da kommt die Expo 2010 in Shanghai gerade recht. Der deutsche Pavillon ist hier der Besuchermagnet…


Björn Seidel ist das bekannteste Gesicht Deutschlands und ein umdrängter Star – zumindest im Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Shanghai. Eigentlich studiert er in Zwickau Sinologie. Doch jetzt, in seinem Praktikum, führt der Sachse aus dem Erzgebirge Besucher aus der ganzen Welt durch den Pavillon. Das heißt: Acht Stunden am Tag Dauerstress. Denn mittlerweile gehört der Deutsche Pavillon zu den beliebtesten der ganzen Expo. Weil der Andrang so groß ist, fragen wir Björn, ob heute irgendetwas Besonderes vorgefallen sei.

Unterwegs mit Björn

Björn hat es eilig, denn gleich beginnt seine große Show. Gemeinsam mit einer Kollegin spielen sie Jens und Yanyan – ein deutsch-chinesisches Paar, das die Besucher zur großen Abschlussshow empfängt. Die beiden präsentieren eine gewaltige Kugel mit 256 LED-Bildschirmen. Sie ist das Energiezentrum der fiktiven deutschen Stadt. Die Kugel reagiert auf Geräusche. Die Zuschauer können hier selbst etwas bewegen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die gemeinsame Energie versetzt die Kugel über Motoren in Schwingungen. Für viele das beeindruckendste Erlebnis der ganzen Expo.
Ein deutscher Student betreut die Besucher im deutschen Pavillon auf der Expo in China.
Björn Seidel betreut die Besucher des Deutschen Pavillons

50 Millionen Euro hat der Pavillon gekostet. Um die deutsche Alltagswelt zu sehen und Visionen der Zukunft, schieben sich die chinesischen Besucher stundenlang Meter für Meter vorwärts. Die erste Belohnung dafür erhalten sie von Ulrike Färber aus Chemnitz: Der Stempel bestätigt den Besuch des Pavillons – ein beliebtes Sammlerstück. Wer es in den Pavillon geschafft hat, ist glücklich. Die Chinesisch-Studentin begrüßt ihre Gäste in der Landessprache.

Die Bastei aus der Sächsischen Schweiz

Besucher, die das Expo-Deutschland erkunden wollen, erwartet zunächst eine typische Landschaft.
Sachsen ist auf der chinesische Expo mit der berühmten Basteibrücke aus der Sächsischen Schweiz vertreten.
Thüringen stellt sich mit Gartenzwergen und der Wartburg vor. Die Zwerge gehören zu den Favoriten im Pavillon, wie alles was Chinesen für typisch deutsch halten. Der idyllische Taubenschlag genauso, wie das Zäunchen am Schrebergarten und die germanische Gemütlichkeit. Alles wird fürs heimische Album fotografiert. Deutsche Kultur – das sind die Gebrüder Grimm, die große Literatur und das Theater. Deutsches Zusammenleben zeigen kleine Puppenstuben aus Playmobil-Figuren. Alles, was den Alltag der Deutschen betrifft, ist aufregend und interessant.

Balance City

Doch die Vision der Pavillon-Macher geht weit über Essen und Trinken hinaus. Eine Stadt der Zukunft wollen sie zeigen, in der Fortbewegung, Energieverbrauch, Arbeit und Erholung ideal miteinander verbunden sind – Balance-City heißt das Konzept, das die Chinesen neugierig erforschen.

100 Millionen Besucher werden bis zum Oktober die Expo wohl erkundet haben. Mitarbeiter wie Ulrike Färber haben kaum Zeit, die anderen Ausstellungsräume zu besichtigen. Nur den Schweizer Pavillon gleich nebenan kennt die Studentin gut. Zur visionären deutschen Stadtbesichtigung gibt es hier das Gegenprogramm – eine Liftfahrt auf eine Alm mit echten Blumen, hoch über den Dächern der Expo von Shanghai. Doch bis in die Nacht hinein schwärmen die chinesischen Besucher vor allem von den Deutschen. Selbst deutsche Musiker, wie Revolverheld aus Hamburg, sind auf der Expo schwer angesagt. Zumindest für junge Chinesen scheint Deutschland heute wieder ein echt cooles Land zu sein.