Januar 2011: Nach seinem Ausbruch im April 2010 ist der isländische Vulkan Eyjafjallajoekull weltweit bekannt geworden. Die Aschewolke legte den Flugverkehr lahm und hatte Auswirkungen auf ganz Europa. Noch heute sind in Island die Folgen der Naturkatastrophe zu spüren: Schlammlandschaften statt grüner Täler, die Tourismusindustrie erholt sich nur langsam.
Dort, wo vor wenigen Monaten noch der klare Fluss Makjafjord ruhig in seinem Bett floss, befindet sich heute nur noch eine Schlammlandschaft. Es ist Vulkanasche, die den Pegel des isländischen Flusses bis knapp unter die Brücken steigen lässt. Bis heute kämpfen Bagger gegen die Massen an schwarzem Schlamm. Es sind die Reste der mächtigen Aschewolke, die im April den Flugverkehr in ganz Europa lahmlegte. In Island selbst sind die Spuren des Ausbruchs bis heute unübersehbar. Geophysiker, wie der Deutsche Martin Hensch, sind von den Auswirkungen fasziniert.
Unterwegs mit Martin Mensch
Der Vulkan selbst ist wieder einmal von dichten Wolken umhüllt. Für den Geophysiker Hensch ist Island das ideale Forschungsgebiet – trotz des rauen Klimas. Heute etwa ist der Wind so stark, dass selbst Wasserfälle einfach verweht werden. Trotzdem muss er auch heute seinen Vulkan und den darüberliegenden Gletscher, den Eyjafjallajökull, besuchen – sie stehen nämlich noch immer unter besonderer Beobachtung der Forscher. Mit GPS-Stationen können kleinste Bewegungen registriert werden, etwa, ob der Berg sich erneut ausdehnt oder weiter schrumpft. Wichtige Stationen müssen die Wissenschaftler persönlich in Augenschein nehmen. Dadurch war auch der Ausbruch im April von den Geophysikern monatelang erwartet worden.
Auf der Insel brodelt es bis heute. 31 aktive Vulkansysteme gibt es auf Island – sie machen das Land für Touristen erst interessant. Doch die Aschewolke hätte den Tourismus fast zum Erliegen gebracht. Martin Hensch trifft am Fuß des Berges Reiseanbieter aus Polen. Sie fragen sich, ob man Island wieder besuchen kann.
Neues Marketingprogramm
Aschewolke und Flugverbot hatten das Land empfindlich getroffen. Denn die Reiseindustrie sorgt für ein Fünftel der Deviseneinnahmen in Island. Die Verantwortlichen haben schnell reagiert. Nach dem Ausbruch gab es eine Besucherrückgang von 20 Prozent. Der Isländischer Reiseverband hat gemeinsam mit der Regierung in verschiedenen Ländern ein Marketingprogramm aufgelegt, um die Leute davon zu überzeugen, dass sie Island wieder bereisen können.
Das staatliche Rettungsprogramm hat erste Erfolge. Jetzt gehen die Reiseunternehmer noch einen Schritt weiter: Den nun weltberühmten Eyjafjallajökull wollen sie zum Markenzeichen ausbauen. Der Vulkan sei ein interessantes Produkt und die Besucher können dort einzigartige Erfahrungen machen, wie etwa bei einer Reise zum Mond.
Eine Erfahrung, auf die andere gern verzichtet hätten. Bauern wurden förmlich unter der Asche begraben – bis zu zwölf Kilogramm Sand und Staub landeten pro Quadratmeter auf ihren Ländereien. Seit dem Ausbruch müssen die Kühe mit gekauftem Heu gefüttert werden, die Getreidesaat fiel in diesem Jahr ganz aus. Ums Überleben müssen sie allerdings nicht bangen – bei Schäden durch die Vulkane springt der isländische Staat ein.
Der nächste Ausbruch kommt bestimmt
Vulkane haben die Insel Island geschaffen. Auf das Wechselspiel von Gefahr und Schönheit sind die Isländer eingestellt. Dass auch künftig bei Ausbrüchen keine Menschen zu Schaden kommen, dafür sorgen Martin Hensch und seine Kollegen. Ihre Kontrollfahrten sollen eine rechtzeitige Evakuierung ermöglichen.
Der nächste Ausbruch kommt bestimmt. Ob die Folgen wieder so dramatisch sein werden wie beim Eyjafjallajökull wissen allerdings nicht einmal die Geologen.