Armenien: Auf Talentsuche im Kaukasus

Auf Talentsuche im Kaukasus, September 2005

Immer mehr schiefe Stimmen belagern unsere Charts. Ein findiger Sachse zog nun aus, das zu ändern. In Osteuropa sucht er Talente. Armenien gilt als sein Geheimtipp.

Zu Füßen des Berges Ararat liegt Yerevan, die Hauptstadt Armeniens – eine Stadt an der Grenze zwischen Europa und Asien. Ausgerechnet in diesem abgelegenen Winkel der Welt sucht der deutsche Trend-Scout Mirko Sennewald nach Musik-Stars für Deutschland. In einem alten Mietshaus soll die bekannteste Popsängerin Armeniens leben. Und tatsächlich: hier trifft er Hasmik Karapetyan. Sie lebt noch immer bei ihren Eltern und kann sich finanziell gerade so über Wasser halten, mit ihren sanften Popsongs.

Mirko Sennewald auf Talentsuche in Armenien

Mirko weiß, es ist schwer, in Armenien als Musiker zu überleben. Der Dresdner betreibt eine Agentur, die östlich von Europa nach Talenten sucht. Auch für Hasmik sind Auftritte im Ausland eine willkommene Geldquelle. Doch die professionellen Videos, die sie in Amerika produziert hat, sind für Mirko zu wenig originell. Er sucht das Eigene, das Exotische in der Musik Armeniens. Und während Popsternchen Hasmik wieder ins Tonstudio eilt, macht sich der Talent-Scout deshalb auf ins armenische Hinterland. Eine Woche lang fährt er mit einem Team von Kulturmanagern durch das kleine Land im Süden des Kaukasus, um echte armenische Trends zu entdecken. Noch immer wird die traditionelle Musik von fast jedem Armenier gespielt. Diese orientalische Folklore gemischt mit modernen Rhythmen – das wäre ein Hit in deutschen Clubs.

Die Mädchenband Hayah hat in Armenien bereits Erfolg. Mirko Sennewald kann sich gut vorstellen, die Sängerinnen nach Deutschland zu holen. Doch die Vier hat schon ein anderer Manager unter Vertrag genommen. „In einer Woche nehmen wir in Berlin unsere nächste CD auf“, erklären sie dem Dresdner. Zum Trost gibt’s noch ein Ständchen für Mirko. Diesmal war die Konkurrenz leider schneller. Die Suche nach musikalischen Importschlagern führt weiter in die Berge, bis auf 3.000 Meter Höhe. Hier hatte 1988 ein gewaltiges Erdbeben ganze Städte zerstört, Friedhöfe an der Straße erinnern noch immer an das traumatische Ereignis. Nur wenig wurde seither aufgebaut. Die Armut und Lebensgefühl das hofft Mirko in der Musik Armeniens finden zu können.

Ein Sachse im Kaukasus

Tatsächlich prägt Musik den Alltag auch in der kleinen Provinzstadt Vanadzor. In einer eigenen Musikschule lernen Schüler, traditionelle Instrumente zu spielen. Die vielen Musiker der Stadt sind begeistert, dass sich Gäste aus Deutschland für sie interessieren und Kontakte ins Ausland versprechen. Denn die meisten Bands haben kaum Auftrittsmöglichkeiten. Hier hat niemand Geld sie zu bezahlen. Gerockt wird trotzdem. Mirko findet selbst in einem umgebauten Hühnerschuppen eine Band, die ihren Frust bei täglichen Proben herausschreit.

Die Deutschen sind beeindruckt von der musikalischen Energie im Land, doch lange können sie nicht bleiben. In der Hauptstadt Jerevan haben Musiker extra für die Gäste ein Festival organisiert. Und Mirko findet endlich, was er sucht: handgemachte armenische Rockmusik, gemischt mit orientalischen Klängen.

Auch Popsternchen Hasmik hofft weiter auf den Durchbruch im Ausland, etwa in Frankreich oder Amerika. Schließlich hat sie – als echter Star – schon einen Faible für teuren Schmuck. Und allein von Konzerten in Armenien kann sie den nur schwer bezahlen. Zwar darf sie im teuersten Club der Stadt auftreten. Doch was nützt das schon, wenn sich kaum jemand die Karten leisten kann. Doch zum Glück sind ja jetzt die Trendscouts im Land unterwegs und die hören endlich mal richtig zu.

Auf Talentsuche im Kaukasus ist eine TV Reportage, produziert von EichbergFilm in Armenien. Auf Talentsuche im Kaukasus, begleitet MirKo Sennewald aus Dresden durch Armenien.