November 2006: In Irland wie auch anderswo folgen junge Leute einem neuen Trend: Parcour. Mit Riesensprüngen durchqueren sie die Städte und haben damit zur Verständigung zwischen Katholiken und Protestanten beigetragen.
Bryan hat ein Hobby: er geht gern im Stadtpark von Dublin spazieren. Dabei lässt er allerdings kaum ein Hindernis aus. Eine Art „Extremspazierganging“. Dabei wagt der Parcourläufer hohe Sprünge. „Ich muss vor allem noch meine Muskeln trainieren und meine Sprungkraft steigern. Das ist wichtig, um an den Hindernissen gezielt abspringen und sicher landen zu können.“
Parcour heißt der Trendsport, den der Student im letzten Jahr für sich entdeckt hat. Durch nichts will er sich in seiner Bewegung einschränken lassen. Es gibt keine Sportplätze, das Übungsgelände ist die ganze Stadt.
Verboten ist Parcour zwar nicht, doch viele Offizielle sind misstrauisch. Oft werden die Jungs weggeschickt: aus Angst vor Haftungsansprüchen oder Sachbeschädigungen.
Per Internet verabreden sich dier Jugendlichen zu den nächsten Treffs. Die Orte werden meist erst kurz vorher bekannt gegeben. So auch beim jährlichen Parcourtreffen in Belfast. Aus ganz Irland kommen Jugendliche in die nordirische Stadt. 150 Trendsportler wollen sich heute dort treffen. Die Grenze zwischen den EU-Ländern Irland und Großbritannien ist praktisch verschwunden. Und damit auch die Gedanken an die Anschläge in der IRA-Hochburg Belfast. Bei den Jugendlichen geht es nur um die Liebe zum Sport, nicht um Religion oder Politik.
Schwielen und Schürfwunden werden dabei stolz ertragen. „Ich hab nie verstanden, warum die sich hier nicht einfach zusammensetzen und über die Glaubensgeschichten reden konnten. So ist es doch besser: niemand hat Angst, alle haben Spaß.“, so der Parcourläufer.
Anders als in Dublin ist man in Belfast ganz froh, wenn sich Jugendliche ganz ohne Gewalt austoben. Wann dieser Trendsport auch Deutschland erreicht, ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.
Redaktion: Thomas Eichberg