August 2003:
Phänomeni – Die Mystiker Bulgariens I ist eine Filmproduktion von EichbergFilm
Aktuelle bulgarische Zeitungen berichten Erstaunliches. Neue Plasmaschilde für Ufos, erschreckende Prophezeiungen und geheime Verschwörungen bedrohen Bulgarien. Nichts scheint im Land mehr sicher zu sein – auch Sendungen im Fernsehen glauben das Land fest im Griff finsterer Mächte. Ein Endkampf von Gut und Böse wird vorausgesagt, in einem unaufhaltsamen Strudel treibt das Land einem mysteriösen Schicksal entgegen.Nur wenige glauben helfen zu können und das sind die [Einblendung] PHÄNOMENI – Die Mystiker Bulgariens.
Phänomeni – Die Mystiker Bulgariens I
Bulgarien im Spätsommer. An der Küste des Schwarzen Meeres herrscht noch immer lebhaftes Tourismustreiben. Urlauber aus dem Ausland, aber auch viele Bulgaren kommen her, um bei einem Flirt in den Küstenmetropolen, wie Varna das auf den ersten Blick friedliche Leben zu geniessen. Viele Einheimische können auf gute Geschäfte hoffen. Doch neben Musikverkäufern und Schuhhändlern erwarten Touristen auch geheimnisvollere Angebote.
Wahrsagerinnen
„Konsult“ nennt Maria Stojcheva ihre Firma in Varna. Die Konsultationen, die sie ihren Kunden offeriert, versprechen viel: einen Blick in die Zukunft will sie der Deutschen Urlauberin Nadine und deren Freundin ermöglichen. Lediglich den Namen und das Geburtsdatum benötigt die praktizierende Wahrsagerin zu Beginn. Beim Mischen der Tarotkarten legt Nadine zufällig eine Reihenfolge der Bilder fest. Aus der Anordnung der Karten liest Maria Stojcheva dann die Zukunft – ein Handwerk mit grosser Tradition.
Das sind Karten, wie sie schon Napoleon auf seinen Kriegszügen benutzte, erklärt sie uns. Niemand ausser ihr hätte in Varna solche Karten.
Für Nadine halten die historischen Karten einige Überraschungen bereit. Sie wird einen Mann heiraten, der treu wie Hund zu ihr hält und in zehn Tagen wird sie von zwei Unbekannten bestohlen werden, wie ihre Freundin übersetzt. Voraussagen, die in Bulgarien gefragt sind wie nie.
Hellsehen und Wahrsagen ist nicht nur für Maria Stojcheva ein gutes Geschäft. Immer mehr Fachzeitschriften, wie „Magie“ oder „Mysterium“ locken ihre Leser mit Prophezeiungen. In vorgedruckten Formularen können Abonnenten ihre Fragen an verschiedene Wahrsager richten – die dann allein aus dem Namen und dem Geburtstag des Klienten auf die Zukunft schliessen.
TV Angebote von Phänomeni – Die Mystiker Bulgariens
Der neuste Trend im Prophetengeschäft sind Fernsehsendungen wie „Pentagram“. Anrufer stellen Fragen, zum Beispiel über ihre Gesundheit. Der Wahrsager vom Dienst warnt dann etwa vor kommenden Ohrenschmerzen.Manche der sogenannten Extrasenzen benötigen für ihre Diagnosen nicht einmal den Namen des Anrufers.
Unter verschiedenen Telephonnummern werben Hellseher für besondere Dienste – Spezialisten für verlorene Sachen oder Geschäftsprognosen.
In dieser Sendung erkundigt sich eine Frau gar bei der Wahrsagerin, ob sie vielleicht schwanger sei. Die Sehnsucht nach einer klaren Zukunft ist heute ein gute Geschäftsgrundlage.
Der Alltag scheint vielen Bulgaren düster und bedrohlich. Das Land leidet an brutaler Kriminalität. Gegen Menschenhandel und Drogenschmuggel sind die meist unterbezahlten Staatsbehörden machtlos, ein Sumpf von Korruption und Mittäterschaft lähmt den Balkanstaat. Wer da von Erlösung und einfachen Wahrheiten spricht, findet schnell Anhänger. Extatisch werden etwa alte Hippiebands wie Uriah Heep auf ihren Konzerten in Bulgarien gefeiert. Die Songs von Liebe und Freiheit treffen auch den Nerv des jungen Publikums.
Falsche Propheten
Wahrsagerin Maria Stojcheva ist überzeugt, das die Unsicherheit der Menschen von vielen Betrügern schamlos ausgenutzt wird. Gemeinsam mit ihrem Sohn macht sie jetzt Jagd auf falsche Propheten. Dazu hat sie einen eigenen Verein gegründet: „Fenomeni Varna“. Nur wer Mitgliedsbeitrag bezahlt, soll als echter Wahrsager anerkannt werden. Weil viele überhaupt keine Steuern bezahlen, droht die selbsternannte Anklägerin allen anderen mit Anzeige. Ein heikles Unterfangen, ihren ersten Kontrollgang in einen Hinterhof darf unsere Kamera erst nach langer Diskussion mit den Bodyguards begleiten.
Touristin Nadine hat sich überreden lassen, als Testperson mitzukommen. Bei einem angeblich türkischen Hodscha soll ihre Zukunft aus den Buchstaben des Koran gelesen werden. Weil Bulgarien über 500 Jahre von Osmanen besetzt war, hat sich eine starke islamische Kultur im Land bis heute erhalten. Im Koran liest der Hodscha, das Nadine unter niedrigem Blutdruck leide und ihre Glückstage wären Montag und Freitag.
Nadine verzählt sich
Unter den kritischen Augen von Maria Stojcheva soll Nadine sogar das Angesicht Gottes sehen können – einfach, indem sie langsam bis 33 zählt.
Doch die Offenbarung fällt aus, Nadine hat nichts gesehen. „Klarer Fall“, sagt der Hodscha. „Sie hat sich verzählt“. Ein Rückschlag für den Hinterhofweisen, der in Zeitungsartikeln schon mal verkündet, das zu häufiges Waschen die positive Energie vernichtet.
Ums Geld geht es ihr dabei angeblich nicht. Trotzdem würde sie profitieren, wenn die verdächtigtend Schwindler ihrem Verein „Fenomeni“ beitreten und Mitgliedsbeitrag zahlen würden. Hier ist sie einem Wunderheiler auf der Spur, dem sie vorwirft, einen gefälschten Doktortitel zu führen. Ganz offiziell hat sie hier einen Termin, doch die Türen bleiben erstmal zu.
Sogleich beklagt sich eine Patientin bei der Wahrsagerin. Niemand wisse mehr, welche Behandlungsmethoden denn gut seien und welche nicht. Wasser auf die Mühlen der Fenomeni-Vereinschefin, die gleich ihre Unterlagen präsentiert: nur ein geprüfter Wunderheiler, ist ein guter Wunderheiler. Die Menschen müssten vor Betrügern geschützt werden, schliesslich kostet eine Behandlung mindestens 10 Euro.
Doch der angeblich falsche Doktor lässt sich heute nicht in seine Karten sehen, seien Assistentin holt statt dessen den Wachschutz. Die Anklagen von Maria Stojcheva stossen auf taube Ohren. Auch das Filmen wird uns jetzt recht handgreiflich verboten. Hier herrsche eben überall das Recht des Stärkeren, meint die Bulgarin.
Dunkle Mächte herrschen in Bulgarien
Tatsächlich werden die Verantwortlich vergeblich um Lösungen bedrängt. Das Gerangel ist gross, wenn Ministerpräsident Simeonov vor Journalisten spricht, doch weder er noch andere hohe Staatsbeamte können Lösungen anbieten für den Filz aus egoistischer Politik, unklarer Rechtssprechung und organisiertem Verbrechen. Fernsehen und Zeitungen sorgen für Angst. Viele Bulgaren haben ihre Wohnungen in kleine Festungen verwandelt.
Kein Wunder, das manch einer dunkle Mächten von ausserhalb in Bulgarien vermutet. Geschichten von Ufos und Ausserirdischen spuken durch viele Köpfe in den tristen Neubausiedlungen der grossen Städte.
Stamen Stamenov ist einer der bekanntesten Ufologen des Landes. Im Kulturzentrum von Sofia will er seine Mission erfüllen und das bulgarische Volk wachrütteln. Hier bereitet er seine wöchentliche Fernsehsendung im Sender Kanal 2001 vor. Über 80.000 Zuschauern wird er erklären, das die Welt von Ausserirdischen gesteuert wird, alles andere wäre eine Lüge.
Doch seine heutige Sendung beginnt mit Kollegenschelte. Als begeisterter Experte für aussergewöhnliche Phänomene kanzelt er die gedruckte Konkurrenz kurzerhand als unseriös ab. Zeitungen wie Psycho, Mysterium oder UFO würden die Menschen nicht aufgeklärt, sondern durch reißerische Aufmachung nur noch mehr verwirrt. Als Lösung empfiehlt er das Werk eines seriösen Institutes: Es heißt: „Wer regiert die Welt?“, der Autor ist er selbst und das seriöse Institut seine eigene Organisation. Die sitzt in einem kleinen Bürohaus in Sofia und auch sie heißt: „Fenomenie“. Denn für „Unerklärliche Phänomene“ ist Bulgarien der richtige Ort.
Energietrichter in Bulgarien
In Bulgarien gibt es einen unglaublich starken Energietrichter, in der kosmische Informationen vertikal von oben nach unten gelangen. So etwas gibt es nur an drei Stellen in der Welt: in Mexico, in Tibet und in Bulgarien.
Als Schutz vor negativer Energie dient ihm eine kleine Holzpyramide. Mit einem Pendel zeigt er uns, wie die schädliche Computerstrahlung von seiner Laubsägearbeit neutralisiert wird. Über 3000 Mitglieder im ganzen Land soll seine Organisation bereits haben. Phämoneni dokumentiert unerklärliche Erscheinungen, eben Phänomene. Viele seiner Kollegen sagt er, hätten dabei bereits Kontakt zu den Ausserirdischen.
Auch Stamen Stamenov glaubt ein Phänomen zu sein – als angeblich einziger Mensch der Welt, der auf seinen Zähnen musizieren kann. Im nahgelegen Musikgeschäft bekommen wir eine Extravorstellung.
Als Showmaster, Vereinsleiter und Ufoseher kann allerdings auch Stamen Stamenov nur wenig Geld verdienen. Die modern eingerichtete Wohnung am Stadtrand bezahlt zum grossen Teil seine Frau, dank einer gutbezahlten Stelle beim Innenministerium. Auch hier kann Stamenov nicht abschalten. Besonders Dokumentationen über die geheimen Verbindungen zwischen Ausserirdischen und deutschen Nazionalsozialisten gelten in der bulgarischen Ufoszene als Geheimtip. Der ehemalige Militärtechniker und Offizier Stamenov findet sich bestätigt: ob Krieg, Mafiaverbrechen oder kriminelle Politik – alles wird von aussen gesteuert. Bulgarien – ein Schlachtfeld interstellarer Konflikte.
Skepsis bleibt
Seine Frau Maria allerdings kann die Verschwörungstheorien ihres Mannes nur schwer nachvollziehen und bleibt skeptisch.
Dabei ist ihr Mann sicher: Bulgarien ist nicht verloren ist. Er zeigt uns Videobilder, die er selbst aufgezeichnet hat bei den Riten der sogenannten „Weissen Bruderschaft“. Einmal im Jahr treffen sich im bulgarischen Rila-Gebirge bis zu 3.000 Anhänger dieser christlichen Sekte. Die Choreographie und die Musik dazu stammen vom Gründer Peter Danov, erklärt uns Stamenov. Dessen Lehre von Reinheit, Liebe und Wahrheit fesselt heute mehr Menschen als je zuvor.
Als Sohn eines Priesters wurde Danov Ende des 19. Jahrhunderts in Varna geboren. Die Urgedanken der christliche Lehre wollte er neu zu verbreiten. In den 20er und 30er Jahren hielt der Prophet, der in Amerika studierte, seine berühmten Reden und Vorträge in Sofia. Stamen Stamenov führt uns zu Danovs Gedenkstätte im heutigen Diplomatenviertel. Der gepflegte Garten ist für den FENOMENI-Chef ein kleines Paradies.
Wenn Sie ihre Handflächen hier dem Boden zuwenden, erklärt er, können Sie die positive Energie des Platzes spüren. Die Hände werden richtig warm.
Und nicht nur bei den Alten ist die Erinnerung an den grossen Lehrer lebendig.
Im Zentrum des Gartens liegt heute die Grabstätte Danovs, von der für seine Anhänger starke Energie ausgeht, wieder schlägt Stamenovs Pendel weit aus – diesmal aber in positiver Richtung. Nach aussen hin nähme die Kraft in konzentrischen Kreisen aber beständig ab, erklärt er. Wer sich eine Weile hier aufhalte, werde danach ein edlerer Mensch sein.
Die weisse Bruderschaft
Die weisse Kleidung der Anhänger Danovs steht für allumfassende Liebe, weil in der Farbe Weiss alle anderen Farben des Spektrums enthalten sind. Die Menschen zeigen uns Photos des Lehrers, die ihn als Eremiten zeigen – in der natürlichen Einfachheit Bulgariens.
In 26 Ländern haben sich Ableger der „Weissen Bruderschaft“ gegründet, die hier ihren Ursprung hat. An die Anfänge dieser Heilslehre kann sich Petar Hristov noch erinnern. Angeblich hat er das Flötespielen im Alter von drei Jahren ganz plötzlich beherrscht, nach Begegnungen mit dem Meister. Ein Fall für den Chef der Phänomeni-Gruppe Stamenov.
Als er ganz klein war, hat er Peter Danov noch gekannt, sagt er. Dieser Mann hat sogar ein Photo von dessen Totenbett.
Gleich hier drüben sei er gestorben, dort wo heute die russische Botschaft sei, erklärt der vierundsiebzigjährige. Seine Familie stand um den toten Körper herum, der so starke Energie abstrahlte, das er auf dem Photo viel zu hell sei.
Nach dem Ende des religionsfeindlichen Sozialismus, trifft seine Lehre heute wieder die Bedürfnisse der Bulgaren. Aus seinem Geist der Liebe, soll das Land wiedergeboren werden, so hoffen viele.
Folklore der neue Trend der Phänomeni – Die Mystiker Bulgariens ?
Um diese neue-alt bulgarische Kultur zu beleben, hat die Fenomenie-Organisation sogar eine eigene Band gegründet. In einem selbstgestalteten Nebenraum der Geschäftsstelle wird im guten Geist der weissen Brüder Folklore lebendig. Amateure und Profis spielen gemeinsam, manchmal proben hier bis zu 20 Phänomene.
Auftritte gibt es sogar Ausland, wie in Rumänien, wo die Fenomenie-Band bei einem Festival kürzlich einen ersten Preis gewann.
Musik, die mystische Lehren, Zukunftsträume und Folklore verbindet, hat heute sogar das grosse Pop-Geschäft erreicht. Bulgarische Stars arbeiten in ihren Videoclips mit okkulten Symbolen, die Hoffnung liegt buchstäblich in den Sternen.
Wo Unsicherheit und Angst herrschen, ist die Sehnsucht nach einfachen, ursprünglichen Werten besonders gross. In verklärten Bildern malen Videoregisseure bunte Traumwelten, inszenieren ihre Stars als volkstümliche Abbilder der kosmischen Liebe.
Die Fans dieser sogenannten Pop-Folk Musik feiern ihre Schlagersternchen auf grossen Festivals. Die meisten Anhänger hat die Liebesmusik bei den einfachen Menschen der armen Provinzstädte wie Dimitrovgrad, Sliven oder Stara Zagora.
Expertentreffen
Der heute in Bulgarien vielleicht bekannteste Prophet kosmischer Liebe ist Kubrat Tomov. In einem Wohnviertel von Sofia betreibt er seine Studien über die Zukunft Bulgariens. Heute, an seinem Geburtstag, hat er dazu die besten Extrasenzen des Landes eingeladen. Extrasenzen – das sind Wahrsager, Wundertäter und Heiler. Darunter Silvana Hristova, die schon mit sechs Jahren ihre ersten Visionen hatte. Von ihr und den anderen Wahrsagerinnen will Kubrat Tomov heute wissen, wann Bulgarien wieder erstarken wird. Anders als ihre Kolleginnen, tippt Silvana schon auf das Jahr 2007.
Doch Tomov ist skeptisch: wie sollen fähige Politiker an die Macht kommen, wo doch heute nur die Mafia regiert? fragt er. Die Antwort ist klar: erst müsse das bulgarische Volk wieder erweckt werden, meint Silvana. Und wer solle das tun, wenn nicht Extrasenzen mit ihren geheimnisvollen Kräften.
Mit diesen aussergewöhnlichen Kräften Bulgarien zu heilen, dazu fühlen sich die Extrasencen berufen. Iva Borisova glaubt, das sie kosmisches Plasma in ihren Bildern festhalten kann. Wer ihre Gemälde betrachte, könne dadurch von schweren Krankheiten geheilt werden, sagt sie. Für ihre Patienten malt sie heilende Bilder auf Bestellung – kleine für Einzelprobleme, grössere für ganze Familien.
Sogar Hillary Clinton habe vor wenigen Jahren ein Bild bei ihr bestellt. Denn das es sich nicht um faulen Zauber handelt, das bestätigt sogar ein NASA-Zertifikat, das sie uns zeigt. Nach eingehenden Untersuchungen soll die amerikanische Raumfahrtbehörde ihren Zeichnungen eine heilende Wirkung auf 3 Meter Entfernung bescheinigt haben.
Die neue Weltverfassung
All diese übersinnlichen Kräfte will Kubrat Tomov für seine Studien nutzen. Auch er glaubt, das Bulgarien gelähmt sei von ausländischen, wie ausserirdischen Mächten. Weil er darüber schreibt, fühlt er sich persönlich bedroht – von der Mafia, der Regierung, den Geheimdiensten. Doch im Auftrag der Wahrheit schreibt er weiter, entwirft Pläne für eine zukünftige Gesellschaft. Sogar eine Weltverfassung hat er bereits veröffentlicht, über 10 Bücher sind von ihm in Bulgarien erschienen. Wichtig ist auch ihm vor allem eine neue Energie.
Im Dienst der Liebe will er seine Botschaft verbreiten. Dazu nutzen er und Assistentin Borisova natürlich auch eine eigene Fernsehsendung. Beim Kanal Centrum Group analysiert Tomov einmal wöchentlich den Zustand der Gesellschaft. Auch er will zeigen: das offizielle Bild der Politik ist verlogen und gefälscht. Die Menschen würden über die wahren Hintergründe von Weltverschwörern bewusst getäuscht. Die heutige Sendung soll vor allem für Deutschland erschreckende Neuigkeiten bereithalten.
Doch bevor Tomov seine bizarren Thesen vortragen kann, wird klar, das auch Propheten von etwas leben müssen. Werbung für ganz besonders billige Vergnügungen braucht selbst seine Sendung zur Finanzierung.
Dann das Thema der heutigen Sendung: Deutschland als Retter der Zivilisation. Schnell wird klar, worauf der eloquente Tomov abzielt: er will beweisen, das Deutschland im 2. Weltkrieg keinen Holocaust verursacht habe und nur Opfer von Fälschungen und Lügen sei. Die abseitigen Theorien unterstützt ein Studiogast, der – mittlerweile verbotene – Bücher zum Thema veröffentlichte. Die beiden behaupten: wenn Deutschland als unschuldig anerkannt werde, dann können die Deutschen wieder eine Führungsrolle in der Welt spielen und (letztlich auch) Bulgarien retten.
Gier nach einem besseren Leben
Per Kabel und Satellit erreichen Sendungen wie diese auch den letzten Winkel Bulgariens. Vor allem die vielen Armen des Landes haben ein Ohr für Offenbarungen und einfache Erklärungen. Die Politik scheint ihnen eine Verschwörung gegen die eigenen Menschen zu sein. Mit der Hoffnungslosigkeit steigt die Gier nach einem besseren Leben. Endlose Partys am Strand und hunderte Schönheitskonkurenzen am Schwarzen Meer – Versuche, dem korrumpierten bulgarischen Alltag zu entfliehen. Wo Wahrheit fehlt, triumphieren die Wahrsager.
In der Küstenstadt Varna jagt Maria Stojcheva noch immer nach schwarzen Schafen dieser Zunft. Viele versuchen ihr Glück mit Pendeln und Prophezeiungen, Steuern bezahlt kaum jemand.
Irgendwo hier hab ich den nächsten Termin, sagt sie, wir müssen das Haus aber erst finden.
Schon ein paar Schritte weiter wird sie fündig: eine Anwohnerin beschwert sich über die Hellseherin im Haus.
Doch dann erweist sich die Wahrsagerkollegin selbst als der härteste Brocken. Weil sie schliesslich mit ihren Fähigkeiten allen Bulgaren helfe, müsse sie nicht noch zusätzlich Steuern oder gar Lizenzgebühren zahlen, erklärt sie dem unwillkommenen Besuch. Da hilft auch kein Verweis auf die Rechtslage, doch Maria Stojcheva gibt nicht auf. Sie will die Frau jetzt verklagen.
Die chaotische Gegenwart zu ändern, fällt den bulgarischen Phänomenen eben schwerer, als in blumigen Prognosen eine verborgenen Zukunft zu erspüren. Das Land ist in der Krise, ob der Boom der Wunderheiler aber schon die Kur oder doch nur das Symptom ist – dieses Wissen bleibt auch den begabtesten Extrasenzen verborgen.
Phänomeni – Die Mystiker Bulgariens I ist eine TV Reportage für den MDR. Auch wenn uns einige Umstände im Dunklen blieben, so hat uns doch der Film: Phänomeni – Die Mystiker Bulgariens I fasziniert.