März 2006: Es ist der widerlichste Skandal, den Bulgarien seit langem erlebt hat: die öffentliche Müllentsorgung in Sofia ist praktisch zusammengebrochen. Die Ursache: Korruption, Schlamperei, Dummheit und Ignoranz der Behörden. Vor allem der ehemalige Bürgermeister ist in die Kritik geraten. Doch der ist momentan unangreifbar – bei den letzten Wahlen wechselte er ins Parlament und genießt nun diplomatische Immunität.
Bereits seit 2002 war bekannt, dass die Deponie der Stadt bald überfüllt sein würde. Nichts geschah. Als im Juni 2005 Anwohner die Schließung der Deponie erzwangen, gab es keine Alternative. Eine Woche lang wurde der Müll überhaupt nicht abgeholt. Die hektische Suche nach einem neuen Deponieplatz blieb erfolglos – die Anwohner der umliegenden Dörfer blockieren bis heute jedes Müllauto.
Dann ein hilfloser Lösungsversuch: der Müll wird in Folie verpackt und gestapelt. Weil es in Bulgarien keine Mülltrennung gibt, landen Babywindeln neben Autobatterien, Gartenabfälle neben Medikamentenresten. Die Ballen werden bis jetzt gelagert, täglich kommen 1.000 Tonnen (!) dazu. Doch auch die Lager für die Ballen sind nun bald gefüllt. Eine Katastrophe für Umwelt und Menschen und ein satter Gewinn für die Betreiber der neuen Müll-Wickelstationen. Eine praktikable Lösung ist bislang nicht in Sicht.