Griechenland: Tabak EU-Subventionen vor dem Aus

Juni 2007: Wer heute bei der Europäischen Kommission in Brüssel arbeitet, muss zum Rauchen vor die Tür. Damit setzt die Behörde ihre eigene Politik in die Praxis um. Der Tabakqualm soll möglichst ganz aus der Öffentlichkeit verschwinden. 50 Millionen Euro gibt die EU pro Jahr allein für Infobroschüren und Imagefilme gegen das Rauchen aus.

Doch gleichzeitig mit der Gesundheitskampagne wird auch der Tabakanbau subventioniert – mit fast einer Milliarde Euro im Jahr. Geld gegen das Rauchen und Geld für den Tabak – eine absurde Geldverschwendung.

Damit will Brüssel jetzt Schluss machen. Die Förderung des Tabakanbaus soll gleich ganz gestrichen werden. Die Tabakbauern erhalten zwar künftig noch Geld von der EU, aber sie können dann selbst entscheiden, was sie anbauen wollen.

Das Aus für die Tabak-Tradition?

Ab 2013 werden diese neuen Subventionen aber nur noch einen Bruchteil der bisherigen Leistungen betragen. Die aufwändige Tabakwirtschaft wäre in Griechenland dann nicht mehr rentabel. Doch die nikotinhaltige Pflanze ist hier das wichtigste Standbein. Seit Generationen arbeiten Zehntausende in der Branche.

Auch die Provinz Makedonien im Norden des Landes lebt vor allem vom Tabak. Der Bürgermeister der Tabakhochburg Giantisa (Janitsa) begrüßt eigentlich die Anti-Raucher-Kampagne der EU, doch die Tabakpolitik sei ohne Konzept für die Zukunft, beklagt er im Gespräch mit Bauern. Denn die Bauern haben weder das Know How, noch die nötigen Vertriebswege für Getreide, Baumwolle oder Äpfel. Viele der traditionellen Felder werden überhaupt nicht mehr bestellt. Eine Zukunft sehen sie nicht.

Denn etwas anderes als Tabak hat es hier nie gegeben. Mit anderen Produkten könnten die Bauern wohl kaum auf dem Weltmarkt Fuß fassen. Zudem wären komplett neue Maschinen nötig. Georgios Natsios versucht es seit fünf Jahren mit Kiwibäumen auf seinem ehemaligen Tabakland. Bis heute haben ihm seine 300 Bäume allerdings keinen Erfolg gebracht.

Tabak aus Übersee

Dabei ist Tabak noch immer begehrt auf dem Markt. Trotz der millionenschweren EU-Kampagne zum Rauchverbot qualmen unverändert 28 Prozent der Europäer. Kein Wunder, dass die Tabakindustrie, wie im griechischen Xhanti, gut zu tun hat. Der Tabak allerdings kommt jetzt nicht mehr nur aus Griechenland, sondern wird vor allem billig aus Brasilien importiert. Dort hat sich die Produktion fast verdoppelt – eine Folge der Globalisierung der Märkte.

Gegen diese Konkurrenz haben die Griechen ohne die bisherigen Subventionen keine Chance. Das traditionelle Anbaugebiet verliert – und in Brasilien wird für den Tabakanbau der Regenwald abgeholzt. Das ärgert sogar den Geschäftsführer von Seke, der in seinem Betrieb auch künftig möglichst viel europäischen Tabak verarbeiten will. Denn in den Bergen wächst ja auch gar nichts anderes. In Wirklichkeit haben die Bauern also gar keine Wahl. Vielleicht können sie noch etwas auf Tourismus setzen, aber die Monokultur wird immer bleiben.

70 Milliarden Euro nimmt die EU jährlich an Tabaksteuern ein, Tendenz steigend. Doch die Subventionen für die griechischen Tabakbauern werden gestrichen. Der europäische Tabakanbau steht vor dem Aus.

Redaktion: Thomas Eichberg