Thailand: Elefanten als Polo-Stars im Dreiländereck, Mai 2009
Sie sind drei Meter hoch und jagen eine acht Zentimeter kleine Kugel: Elefantenpolo heißt der Sport. Doch hinter dem Spaß steckt auch ein ernster Gedanke. Das Überleben der Dickhäuter in den Großstädten wird immer schwieriger.
Die Preisgelder beim Polo sichern so den Elefantenführern wieder für einige Wochen das Überleben.
Ganz im Norden Thailands, am so genannten Goldenen Dreieck zwischen Laos und Myanmar, werden Elefanten seit Jahrhunderten verehrt.
Die neuen Polo Stars
In Thailand sind die Dickhäuter jetzt sogar Stars einer neuen Sportart: Elefantenpolo. Die großen Tiere jagen dabei einem winzigen Poloball hinterher. Auf ihrem Rücken tragen sie je einen Elefantenführer und einen Spieler. Der Spieler versucht mit einem langen Spielstock den Ball über die Torlinien zu treiben. Wie beim Pferdepolo spielen zwei Mannschaften gegeneinander, je drei Elefanten pro Team. John Roberts ist Mitveranstalter und Schiedsrichter beim King’s Cup, einem der größten Turniere für Elefantenpolo der Welt. Den Sport gibt es erst seit 1982 – echte Profis sind deshalb selten.
Freizeitspaß Elefantenpolo
Elefantenpolo ist vor allem ein Freizeitspaß für die High Society in Südostasien. Vermögende Amerikaner, Europäer und Asiaten finanzieren das Spiel, das sich zwei britische Polospieler ausgedacht hatten. Doch die Veranstalter sehen das Turnier nicht nur als luxuriöses Hobby für wenige Reiche. Sie wollen vor allem den Elefanten und ihren Besitzer, den Mahouts, eine Perspektive geben. 20 Mahouts sind mit ihren Tieren aus ganz Thailand für das Turnier angereist. Früher waren ihre Elefanten wertvolle Arbeitstiere. Heute können die Besitzer mit ihnen kaum noch Geld verdienen. Beim Turnier dagegen verdienen sie in zehn Tagen einen Monatslohn. Wichtiger noch ist die Erholung, denn die Spiele dauern immer nur wenige Minuten. Zudem steckt Direktor John Roberts einen Teil der Gewinne in das Anantara-Elefantenzentrum. Hier sollen die Tiere zwar auch als Touristenattraktion Geld verdienen, doch anders als in den Städten gibt es hier gute Nahrung und frische Luft.
Einnahmequelle Transportelefant
Der Direktor des Elefantenpolos weiß, wenn die Elefanten in den Städten arbeiten, bekommen sie schlechtes Wasser und müssen sehr viel arbeiten, damit sie und ihre Besitzer überleben können.
Es sind Tiere wie Tangmo. In der Touristensaison läuft die Elefantendame Abend für Abend mit ihren Besitzern durch Bangkok, lässt sich fotografieren und bettelt um Futter. Eigentlich ist das seit diesem Jahr verboten, doch die Familie hat keine Wahl – es gibt keine andere Einnahmequelle.
Wir treffen die Besitzer am nächsten Tag wieder. In einem kleinen Lager am Stadtrand bereiten sie sich auf die Betteltouren vor. Von November bis Mai verdient der Elefant 20 bis 40 Euro pro Nacht, davon müssen fünf Menschen leben und zwar auch in der Regenzeit, wenn kaum noch Touristen kommen. Dazu die Kosten für Futter und Transport zurück ins Heimatdorf.
Ausspannen vom Großstadtstress
Deshalb muss Tangmo auch gleich wieder in den kleinen Transporter klettern. Jetzt in der Hauptsaison will die Familie jede Minute zum Geldverdienen im Stadtzentrum nutzen – auch wenn das für Tangmo gefährlich und ungesund ist. Wer dagegen zum Poloturnier in den Norden eingeladen wurde, hat Glück. Wenigstens für zwei Wochen im Jahr können sich Besitzer und Tiere in der Natur entspannen. Die meisten Mahouts sind froh darüber, dass sie zwischen den Spielen ihre Tiere im Fluss Mekong einmal richtig verwöhnen können. In der Stadt müssen sich die Elefanten meist mit einem Eimer Wasser begnügen.
Populärer Trend Elefantenpolo
Vor dem letzten Turniertag werden die Tiere geschmückt und mit ihren Startnummern beschriftet. Rund 200.000 US Dollar haben die Dickhäuter in den letzten Jahren bereits für ihr Camp gesammelt. Und weil das Elefantenpolo im Land immer populärer wird, finden in diesem Jahr sogar hohe Adlige und Militärs Zeit die Spiele zu beobachten. Über ein eigenes Aufstiegstürmchen klettern die Spieler auf die großen Tiere, dann pfeift John Roberts die letzten Spiele der Saison an. Oberstes Gebot beim Polo ist die Gesundheit der Elefanten. Die Zuschauer sehen jedes Tier nur zweimal am Tag, und dann höchstens für 15 Minuten. Den Rest haben die Dickhäuter frei.
Nach fünf Wettkampftagen steht der Sieger des King’s Cup fest. Gewonnen haben die Inder, knapp vor einer Mannschaft aus Briten und Thailändern. John hofft, dass sich Elefantenpolo künftig vom Geheimtipp zum Großereignis entwickeln könnte.
Für die Sportler jedenfalls heißt es jetzt erstmal: ab unter die Dusche. Ein Tag bleibt ihnen noch. Dann müssen sich die meisten von ihnen wieder durch die Straßen der Großstädte schlagen – zumindest bis zum Turnier im nächsten Jahr.
Die TV Reportage, Thailand: Elefanten als Polo-Stars im Dreiländereck, produziert von EichbergFilm für die ARD/MDR