Ägypten: Eine Oase stirbt

Ägypten: Eine Oase stirbt, Juni 2010

Ägypten: Eine Oase stirbt ist eine TV Reportage für das Deutsche Fernsehen.

Das Wasser wird knapp im Nil, die Lebensader der Ägypter leidet unter Dürre und zusätzlich unter dem Wasserdurst der Anrainerstaaten. Denn die entziehen dem Fluss vor allem für die Landwirtschaft immer mehr Wasser. Der Streit um das überlebenswichtige Nass sorgt vor allem in den ägyptischen Oasen für Unbehagen, der Wassermangel ist schon jetzt deutlich spürbar.

Das Wasser wird knapp im Nil, die Lebensader der Ägypter leidet unter Dürre und zusätzlich unter dem Wasserdurst der Anrainerstaaten. Denn die entziehen dem Fluss vor allem für die Landwirtschaft immer mehr Wasser. Der Streit um das überlebenswichtige Nass sorgt vor allem in den ägyptischen Oasen für Unbehagen, der Wassermangel ist schon jetzt deutlich spürbar.

Die Baharyya Oase

Ein natürlicher Palmenhain mitten in der ägyptischen Sahara. Diese kleine Quelle ist Teil der großen Baharyya-Oase, 350 Kilometer südlich von Kairo. Seit Jahrhunderten bietet dieses Wasser Menschen die Chance in der Wüste zu überleben – Beduinen, Händlerkarawanen, Touristen. Doch dieser Schatz ist bedroht. Rund dreimal so groß wie Berlin ist die Baharyya-Oase. Über 30.000 Menschen leben hier. Jetzt droht ihnen das Wasser auszugehen.

Ägypten: Eine Oase stirbt ist ein Beispiel aus der ägyptischen Sahara

Ein natürlicher Palmenhain mitten in der ägyptischen Sahara. Diese kleine Quelle ist Teil der großen Baharyya-Oase, 350 Kilometer südlich von Kairo. Seit Jahrhunderten bietet dieses Wasser Menschen die Chance in der Wüste zu überleben – Beduinen, Händlerkarawanen, Touristen. Doch dieser Schatz ist bedroht. Rund dreimal so groß wie Berlin ist die Baharyya-Oase. Über 30.000 Menschen leben hier. Jetzt droht ihnen das Wasser auszugehen. Abdelkader Elbdramany ist Geologe. Er stammt aus einer der angesehensten Beduinenfamilien der Gegend und kennt die Menschen und ihre Sorgen. Auch sein Freund Ibrahim Helez lebt, wie die meisten hier, als Bauer. Seit Jahren bewirtschaftet er eine Dattelplantage.

Datteln das Gold der Oase

Datteln sind das wertvollste Gut der Bauern – die einzigen Früchte, die sich exportieren lassen. Doch für ihn wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, die großen Palmen zu versorgen. „Wir haben nicht mehr genug Grundwasser“, klagt Ibrahim seinem Freund. „Schon seit Jahren nicht mehr.“ Deshalb muss er künstlich bewässern. Doch wegen des alten, offen Kanalsystems geht viel Wasser durch Verdunstung verloren. Zwar gibt es neben Ibrahims Plantage einen kleinen, künstlichen See, doch das Wasser hat Salz aus dem Boden gewaschen und kann zum Bewässern kaum noch genutzt werden. Dabei steigt der Durst der Bewohner weiter – zwischen 1980 und 2000 hat sich die Einwohnerzahl der Sahara-Oase fast verdoppelt. In den Bergen wird Eisenerz gefördert, immer mehr Touristen kommen. Doch sie alle brauchen Wasser.

Ägypten: Eine Oase stirbt, Beispiel mit historischem Hintergrund

In römischer Zeit wurden hier die ersten Brunnen angelegt – bereits nach zehn Metern stießen die Menschen damals auf Wasser. Doch diese Brunnen sind längst versiegt. Heute muss bis zu 50 Meter tief gegraben werden, um überhaupt eine Wasserblase zu erreichen. Und gerade jetzt, wo das Wasser schwindet, wird die Landwirtschaft ausgebaut. Auf bislang unfruchtbarem Wüstenboden wird Weizen angebaut – ausgerechnet Weizen, eine der anspruchsvollsten Getreidesorten, die bis zur Ernte fast ununterbrochen bewässert werden muss. Auch der Weizen soll exportiert werden – ein Vorgang, den der Geologe Abdelkader sehr kritisch sieht. Denn vielleicht ist die Wasserblase in 50 Metern Tiefe die letzte, die überhaupt vorhanden ist. Doch er weiß auch, wie froh die Männer über ihre Jobs sind, auch wenn sie mit ihren riesigen Bewässerungsanlagen am Tod der Oase arbeiten. Doch aufgeben will er nicht.

Ägypten: Eine Oase stirbt, ein Film von EichbergFilm

Dass die Oase irgendwann verdurstet, ist nicht unwahrscheinlich. Beispiele kennt der ägyptische Geologe genug. Auch hier sollten eigentlich Datteln wachsen. Doch nach einem Sandsturm wurde das Bewässerungssystem nicht rechtzeitig wieder freigelegt. Die Pflanzen verdorrten, die Besitzer zogen fort. Übrig blieb die Wüste. Sobald der zähe Kampf gegen den Sand nachlässt, holt sich die Wüste das Land zurück. Doch für diesen Kampf brauchen die Bauern der Oase vor allem eins: einen klügeren Umgang mit ihrer wertvollsten Ressource, dem Wasser. So nimmt uns Abdelkader mit zu seiner eigenen Plantage – seinem Garten, wie er es nennt. Hier will er alles richtig machen: Statt mit offenen Kanälen bewässert er seine Pflanzen mit Schläuchen, die nur kleine Tropfen abgeben und die Luftfeuchtigkeit niedrig halten – so wie es für Datteln ideal ist. Ibrahim ist beeindruckt. Doch auch Abdelkader muss sein Wasser mittlerweile aus über 50 Metern heraufpumpen.

Unterstützung aus Kairo

Beim Ausbau des alten Brunnens hat ihn die Regierung in Kairo unterstützt. Neue Brunnen werden aber schon jetzt nicht mehr gefördert. Trotzdem reichen die Erträge in der Oase Baharyya für die wenigsten zum Überleben. Alternativen zur Landwirtschaft sind gefragt. So arbeitet Dattelbauer Ibrahim jeden Abend in einem kleinen Hotel als Kellner. Und auch Beduinenspross Abdelkader arbeitet mit den Hotelbesitzern zusammen, organisiert Ausflüge zu den bizarren Felsblöcken der Weißen Wüste. Doch auch der Tourismus wird hier als Wirtschaftsfaktor keine Zukunft haben, weiß der Geologe, wenn die wichtigste Grundlage eines Tages fehlen sollte: Das Wasser, das diese Wüste zum Leben bringen kann.

Der Film: Ägypten: Eine Oase stirbt, wurde von EichbergFilm im Auftrag der ARD produziert.

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